Donnerstag, 18. August 2011

[Rezension] ► Karin Slaughter - Verstummt



VerstummtOriginaltitel: Triptych
Erscheinungsjahr: 2009 (Blanvalet)
Preis: 9,95€ (Taschenbuch)
Seiten: 528
Reihe: Will Trent #1
Erster Satz: "Detective Michael Ormewood hörte sich im Radio das Footballspiel an, während er die DeKalb Avenue hinunter zu den Grady Homes fuhr."
Kurzbeschreibung

Detective Michael Ormewood hat in seinem Berufsleben schon viel Schreckliches gesehen. Aber der Tatort, zu dem er dieses Mal gerufen wird, stellt alles in den Schatten. In einer verrufenen Wohnsiedlung liegt die junge Prostituierte Aleesha tot in einem Treppenhaus. Ihr Mörder hat sie furchtbar zugerichtet. Das Werk eines krankhaften Serientäters? Alles deutet darauf hin. Michael sieht sich daher gezwungen mit Special Agent Will Trent zusammenzuarbeiten, einem Mann, dem er instinktiv misstraut. Und mit der Polizistin Angie Polaski, die verdeckt ermittelt und früher seine Geliebte war- bevor sie zur Feindin wurde. Nur wenige Stunden nach Auffinden verschafft sich das Böse Zutritt zu Michaels eigenem Haus. Und es sieht ganz danach aus, als ob das Geheimnis hinter all dem Wahnsinn untrennbar mit Michael selbst verknüpft ist. Längst Vergangenes sickert in die Gegenwart wie Gift in seine Adern...

Rezension

Dieses Buch war mein erster Ausflug in die Welt von Karin Slaughter und ich war wirklich gespannt. Gut sollte sie schreiben, aber auch teilweise sehr gewaltlastig und das ist eigentlich nicht meine bevorzugste Geschmacksrichtung.
Was mir dann aber als erstes positiv aufgefallen ist, das war besagter Schreibstil der Autorin. Karin Slaughter schreibt flüssig, fesselnd und baut menschliche und soziale Abgründe genauso gekonnt ein, wie Witz und Spannung. Ihre Beschreibungen von Orten und Personen sind sehr anschaulich und es fiel mir leicht, in die verschiedenen Szenen einzutauchen. Manchmal vielleicht etwas zu leicht, denn das ein oder andere war wirklich nichts für schwache Nerven. Nicht nur Tatortbeschreibungen haben mich teilweise schlucken lassen, auch der Handlung merkt man an, dass die Autorin nichts beschönigen möchte- im Gegenteil. Aber das wirkte größtenteils nicht übertrieben, sondern hat vielmehr eine realistische, bedrohliche Atmosphäre geschaffen.
Die Geschichte beginnt mit dem bereits im Klapptext angekündigten Mord an der Prostituierten Aleesha. Da man hinter der grausamen Tat einen Serienmörder vermutet, wird dem zuständigen Detective Michael Ormewood der Special-Agent Will Trent zur Seite gestellt. Und damit beginnt ein interessantes Katz-und-Maus-Spiel! Denn beide Männer misstrauen sich instinktiv und das offenbar auch nicht ganz unbegründet. Doch während beide noch mit verdeckten Karten spielen, schlägt der Mörder erneut zu- direkt vor Michaels Haustür. An dieser Stelle macht die Autorin dann einen Schnitt und der Leser findet sich plötzlich in der Geschichte von John Shelley wieder: zwanzig Jahre zuvor wurde der Jugendliche der Vergewaltigung und des Mordes an einer Fünfzehnjährigen für schuldig befunden und entkam nur knapp der Todesstrafe. Ist es Zufall, dass sich die Muster der Tathergänge ähneln- wo John Shelley kurz vor Aleeshas Tod auf Bewährung entlassen wurde? Der findige Fisch mag es ahnen, ist es natürlich nicht. Aber wie genau alles zusammenhängt, damit hat mich Frau Slaughter definitiv überrascht! Sie verknüpft beide Geschichten sehr geschickt miteinander und auch wenn der Bruch mich ziemlich unvorbereitet getroffen hat, hat mir nach einer kurzen "Häh?"-Phase auch Johns Geschichte sehr gut gefallen! Gerade seine Erlebnisse im Gefängnis, aber auch die Beziehung zu seiner Familie sind sehr eindringlich beschrieben. Nur hat die Autorin für meinen Geschmack hier ein Detail viel zu früh preisgegeben. Ab diesem Moment waren Spannung und Nervenkitzel bei mir leider bei weitem nicht mehr so präsent wie zu Anfang.
Das macht Frau Slaughter jedoch mit ihren Charakteren wieder wett. Allen vorran Will Trent, mit dem sie eine sympatische und absolut faszinierende Ermittlerfigur geschaffen hat. Er ist nicht der typische Super-Agent: mit dunkler Vergangenheit, Leseschwäche und ohne nennenswertes Talent im Umgang mit Menschen hat und macht er durchaus seine Fehler- als Mensch und als Polizist. Aber gerade das macht ihn zu einer Figur, mit der ich sehr gerne mitgefiebert habe. Auch seine Kindheitsfreundin Angie mit ihrer ganz eigenen Art, sowie der durch seine Erlebnisse im Gefängnis geprägte John sind interessante Figuren. Mir hat es sehr gut gefallen, dass hier viel Wert auf die Charaktergestaltung gelegt wurde und man nicht nur "Hüllen" folgt.
Das Einzige, was mich dann doch noch gestört hat, war die allgegenwärtige Problembewältigung. Hier hat nahezu jeder gerechter- oder ungerechterweise Schreckliches durchgemacht oder die ein oder andere Leiche im Keller. Auch Rechtssystem, Gefängnis & Co. wurden teilweise sehr negativ dargestellt. Ob nur der Dramatik wegen, oder ob das wirklich alles so funktioniert, kann ich Teichgott sei Dank nicht beurteilen. Für meinen Geschmack wäre hier aber teilweise weniger mehr gewesen.

Fazit

Aus der eigentlichen Ermittlung hätte Frau Slaughter meiner Meinung nach mehr machen können, wenn sie die ein oder andere Karte später auf den Tisch gelegt hätte. Aber nichtsdestotrotz ein unterhaltsames Buch, das vor Allem Fans von persönlichen Hintergründen der Protagonisten zu empfehlen ist. Ich für meinen Teil freue mich schon sehr auf ein Wiedersehen mit Will Trent!

Inhalt: ♥♥♥♥ || Atmosphäre: ♥♥♥♥ || Charaktere: ♥♥♥♥♥
Sprache: ♥♥♥♥ || Aufmachung: ♥♥♥♥♥
Lesespaß: ♥♥♥♥

16.08.2011

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