Mittwoch, 4. April 2012

[Rezension] ► Ina Norman - AvaNinian: Erstes Buch



Originaltitel: AvaNinian: Erstes Buch
Erscheinungsjahr: 2011 (Pomaska-Brand)
Preis: 22,00€ (Taschenbuch)
Seiten: 555
Reihe: AvaNinian #1

Erster Satz: "Sie sahen einander zum ersten Mal in der Dämmerung eines klaren Herbsttages,"
Kurzbeschreibung

Avaninian, die junge Fürstentochter, trägt den Namen der doppelgesichtigen Göttin, in deren Zeichen sie geboren wurde. Sie ist mit den Kräften der Erdentiefe begabt und dazu ausersehen, Tillholde zu regieren, ein Reich, das von schweren Erdbeben heimgesucht wird. Als Avaninian für eine dreijährige Ausbildung in das "Haus der Weisen" reist, scheint ihr weiterer Lebensweg vorherbestimmt. Doch nach dieser Lehrzeit ist sie nicht mehr dieselbe, denn sie hat dort Jermyn kennengelernt- einen Jungen, der in den Gossen der großen Hafenstadt Dea aufgewachsen ist, verwahrlost und durchtrieben, dabei befähigt, in die Gedankenwelt seiner Mitmenschen einzudringen. Zwei Lebenswege kreuzen sich, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, und Erschütterungen, die weite Kreise ziehen werden, bahnen sich an.

Rezension

An dieser Stelle zunächst ein Dankeschön an BloggdeinBuch und den Pomaska-Brand Verlag für das Rezensionsexemplar. Aufmerksam geworden bin ich auf dieses Buch durch sein wunderschönes Cover und weil ich großer Fan der romantischen Kombination aus Adel und Pöbel bin. Das Ganze dann noch angesiedelt in einer fantastischen Welt und garniert mit magischen Fähigkeiten? Da konnte ich nicht widerstehen und so hatte ich kurze Zeit später ein toll aufgemachtes Buch mit passendem Lesezeichen in den Händen.

Der Einstieg fiel mir auch direkt sehr leicht. Denn wenn Frau Norman etwas kann, dann beschreiben. Ich war wirklich überrascht, wie leicht es ihr in ihrem Debütroman zu fallen scheint, eigene Welten vor dem geistigen Auge entstehen zu lassen. Sie beschreibt so bildgewaltig, so detailliert und eingehend, dass ich direkt dort war. Man hat beim Lesen immer gespürt, dass die Autorin viel Herzblut in ihr Setting gesteckt hat und das finde ich einfach toll. Es war, als wären ihre mittelalterlich anmutende Welt und ich alte Freunde, die sich zwar lange nicht gesehen hatten, aber gleich wieder miteinander vertraut waren. Einzig die immer wieder eingebaute Umgangssprache hat mich gestört, aber das ist Geschmackssache.

Von den Charakteren hatte ich mir anfangs viel versprochen. Ich war regelrecht gebannt von der zickigen, verwöhnten Fürstentochter und dem Straßenjungen mit der unerklärlichen Wut auf alles und jeden. Herausgerissen aus ihrer gewohnten Umgebung prallen mit Jermyn und Avaninian zwei Welten aufeinander, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten und man stellt sich unweigerlich die Frage, was für Auswirkungen das haben wird. Ich hatte mich also auf Spannungen und Knistern, auf Überraschungen und Entwicklungen gefreut. Aber bekommen habe ich davon leider nur wenig, denn der tolle Ansatz wurde überhaupt nicht ausgebaut. Auch nach knapp 600 Seiten hat sich eigentlich nicht viel geändert: Avaninian ist immer noch zickig (und nicht viel mehr) und Jermyn immer noch wütend (und nicht viel mehr). Ich mag schwierige Charaktere, wenn sie gut gezeichnet sind. Aber hier waren mir leider beide Hauptcharaktere einfach nur unsympathisch. Dazu kam noch, dass mir Ava zu perfekt war. Die Kontrolle über die Kräfte der mächtigsten existierenden Gottheit reicht nicht? Geben wir ihr doch noch die Macht über das Wetter dazu! Ich habe nichts gegen mächtige Charaktere, aber wenn sie dann auch noch strahlend schön und offenbar vom Glück geküsst sind, dann schrillen bei mir die Alarmglocken. Für die Fürstentochter verläuft trotz ihrer Weltfremdheit einfach alles glatt und das fand ich wirklich unrealistisch. So schön der Stil der Autorin auch ist, haben die Hauptcharaktere teilweise doch sehr angestrengt. Immerhin sind die Nebencharaktere interessant, wenn auch die großen Überraschungen ausbleiben.

Auch von der Handlung hatte ich mir insgesamt etwas mehr erhofft. Die Erschütterungen, von denen im Klapptext die Rede ist, schrumpften beim Lesen schnell auf eine kleinere Verschwörung in den Kreisen der Mächtigen der Stadt Dea zusammen. Wesentlich interessanter fand ich es da, Ava in Deas Unterwelt zu folgen. Nach ihrer Begegnung mit Jermyn lässt sie ihr altes Leben hinter sich und folgt dem Gedankenlenker in die Welt der Diebe und Betrüger. Zusammen wollen sich die beiden einen Namen unter den Schattengestalten der Stadt machen und es hat Spaß gemacht zu sehen, wie sie dank ihrer Fähigkeiten einem Patron nach dem anderen ein Schnippchen schlagen. Dabei bleibt es dann in diesem ersten Band aber leider auch. Trotz einiger Verweise auf kommende Ereignisse hat mir hier Geschwindigkeit gefehlt. Denn das gemächliche Tempo  wurde wie gesagt leider nicht darauf verwendet, die Charaktere umso detailierter einzuführen. Die Geschichte macht zwar durchaus neugierig darauf, wie es mit den beiden Dieben weitergeht. Aber für das dringende Bedürfnis, jetzt den nächsten Band lesen zu müssen, wurde mir durch diesen Auftakt zu wenig Anreiz geschaffen.

Fazit

Dieses Buch glänzt vor allem durch wundervolle Beschreibungen mit Sogwirkung, auch wenn mich Charaktere und Handlung noch nicht überzeugen konnten. Hier hege ich aber die Hoffnung, dass sich die Autorin in den Folgebänden noch einmal steigert und die tollen Ansätze besser ausnutzt.
Wen ich neugierig gemacht habe, der kann hier in Ina Normans malerische Welt eintauchen. 

Inhalt: ♥♥♥♥♥ || Atmosphäre: ♥♥♥♥ || Charaktere: ♥♥♥♥♥
Sprache: ♥♥♥♥♥ || Aufmachung: ♥♥♥♥♥
Lesespaß: ♥♥♥♥♥

03.04.2012

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