Montag, 5. August 2013

[BuchBlubb] ► Entsetzen (Karin Slaughter)



Tot?
Lebendig?
Ungewiss...
♠Original: Fractured
♠Verlag: Knaur (2011)
♠Seiten: 528
♠Genre: Krimi
♠Reihe: Will Trent #2 Keine Spoiler

1st: >> Abigail Campano saß in ihrem Auto auf der Straße vor ihrem eigenen Haus. <<
Es ist ihr schlimmster Albtraum: die Glasscherben vor ihrer Wohnung. Die aufgebrochene Haustür. Der blutige Fußabdruck auf ihrem Dielenboden- und der blutüberströmte Mann, der sich dort über den leblosen Körper ihrer Tochter beugt. In Todesangst um das Mädchen stürzt Abigail Campano sich auf den Eindringling und erwürgt ihn in einem erbitterten Kampf. Doch für ihre Kleine kommt jede Hilfe zu spät: Sie wurde erschlagen, ihr Körper ist mit Kampfspuren und Bisswunden übersät. Nur- es handelt sich bei der Toten gar nicht um Emma. Die ist spurlos verschwunden und Special Agent Will Trents Chance, sie lebend zu finden und den Mörder zur Strecke zu bringen, wird von Stunde zu Stunde kleiner...




Angeschwemmt... wurde das Buch über die Tauschmuh. Vorletztes Jahr bin ich Will Trent in "Verstummt" das erste Mal begegnet und dieser Ermittler hat mich von Anfang fasziniert. Deshalb war das Buch - neuwertig, yippieh! - ganz schnell angefordert und - Tatsache! - ganz schnell gelesen. 

Abgetaucht... bin ich hoch motiviert und natürlich vor allem neugierig: Eintagsfliege oder Autoren-Entdeckung mit Lieblings-Faktor-Potential? Letzteres scheint der Fall zu sein, denn Frau Slaughter schreibt in diesem Buch genau so unterhaltsam, wie ich das in Erinnerung hatte. Dabei kommen die stark 500 Seiten nicht von ungefähr: Es gibt viele Beschreibungen und die Autorin nimmt sich Zeit für ihre Charaktere, deren Denken und Handeln. Das wäre mit Sicherheit auch kürzer gegangen, aber wer mich kennt, der weiß, dass ich ausgiebiges Charakterdesign in Krimis und Thrillern sehr schätze. "Entsetzen" ist kein Buch, in dem auch jeder andere Ermittler der Krimiwelt die Hauptrolle hätte spielen können und es hat mir sehr gut gefallen, dass hier kaum etwas austauschbar war. Man achtet als Leser auf Details, man will die Charaktere besser kennenlernen, man ist einfach in der Geschichte. Für Frau Slaughters
Verhältnisse geht es in dieser sogar über weite Strecken recht blutarm zu. Aber wenn Gewalt, dann richtig und keinesfalls zimperlich. Wegschauen ist für Anfänger.

Badegäste... bekommen Verstärkung durch die Polizistin Faith Mitchell. Beste Voraussetzungen für ein harmonisches Team? Mitnichten, denn Faith hat mit Will noch eine private Rechnung offen und die ist alles andere als romantischer Natur. Mir war die junge Frau auf alle Fälle sehr sympathisch, wie sie mit beiden Beinen, Witz und Durchsetzungsvermögen im Polizistenleben steht. Wenn sie nicht gerade Will Trent verabscheut, dann ist Faith eine chaotische Frohnatur mit einem ungewöhnlichen Lebenslauf und damit ein ziemlicher Gegensatz zum durchorganisierten Chef des Duos. Will Trent mochte ich schon in "Verstummt" unglaublich gerne und hier hat er mir sogar noch besser gefallen. Er ist ungewöhnlich spleenig für einen Ermittler und ein Naturtalent darin, mit maximalem Anlauf in zwischenmenschliche Fettnäppfchen zu springen. Herrlich! Er hat aber auch eine begnadete Auffassungsgabe und will den Fall aus verschiedenen Gründen schnellstmöglich lösen, wobei sein Handicap Fluch und Segen zugleich ist. Denn Faith ist auf Rache aus und weit weniger leicht zu täuschen, als gut für Will wäre. Die Dynamik zwischen den unfreiwilligen Partnern hat jede Menge Spaß gemacht und als Team ergänzen sie sich toll. Dazu noch private Hintergrundgeschichten aus ihrem Leben, was will man mehr?

Schwimmzüge... halten sich dafür abseits der Charakterentwicklung etwas in Grenzen. Die Geschichte ist keinesfalls schlecht, langweilig oder unlogisch. Aber sie lebt eher von der andauernden "Tot oder lebendig?"-Frage, als von spannenden Wendungen. Man rätselt und fiebert als Leser eigentlich permanent mit, ob Emma denn nun getötet wurde, oder nicht. Aber davon abgesehen passiert über weite Strecken wenig. Will und Faith ermitteln und ermitteln und ermitteln... Einige Überraschungen gibt es natürlich, der Thriller wurde schließlich nicht umsonst von Frau Slaughter geschrieben, und vor allem die Verbindung zwischen Will und Emmas Vater hat ihren Reiz. Aber insgesamt ist dieses Buch vor allem für Leser empfehlenswert, die ihre Freude an detailreicher Detektiv- und Laufarbeit haben und nicht alle paar Seiten auf neue Entwicklungen aus sind. Für mich war es auf alle Fälle genau das Richtige und ich hatte jede Menge Spaß dabei, Will und Faith zu begleiten.


Ein toller Krimi mit einem unglaublich sympathischen Ermittler-Duo, das mir jede Menge Lust auf weitere Fälle mit den beiden gemacht hat. Großes Kino in Sachen Charakterdesign!

Inhalt: ♥♥♥♥ || Atmosphäre: ♥♥♥♥ || Charaktere: ♥♥♥♥♥
Sprache: ♥♥♥♥ || Aufmachung: ♥♥♥♥♥
Lesespaß: ♥♥♥♥♥

05.08.2013


2 Kommentare:

  1. Frau Slaughter und Charakterdesign? Klingt erstmal irgendwie nicht zusammenpassend. Aber "fractured" habe ich mir aus dem Urlaub mitgebracht und es wird definitiv mein nächster Thriller, da du nun so begeistert bist!

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    1. Nicht? Ich habe bisher nur die zwei Bücher mit Will Trent von ihr gelesen und fand die ziemlich gut. Ich muss allerdings zugeben, dass mich z.B. Inge Löhnig (vond er du glaube ich ziemlich angetan bist) überhaupt nicht überzeugen konnte. Vielleicht haben wir da einfach einen unterschiedlichen Geschmack?
      Jetzt bin ich aber wirklich sehr gespannt, was du zu dem Buch sagst! Viel Spaß beim Lesen :)

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